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Print plus Elektronik – Bloße Spielerei oder Geschäftsmodell der Zukunft?

Augmentierte Printprodukte, elektronische Reader und Gedrucktes, das alle Sinne anspricht: Liegt hier die die Zukunft des Verlegens und Druckens? Können diese Entwicklungen mehr sein als bloße Spielerei? Eröffnen sie Medienhäusern tatsächlich Geschäftfelder mit Zukunft? Diese Fragen standen im Zentrum des zweiten Strategieforums des Bundesverbands Druck und Medien am 23. September in Mainz. Die Deutsche Fachpresse war Partner der Veranstaltung und hat die Diskussion verfolgt.

Wie es den Kollegen gerade geht oder was sich die Freundin zum Geburtstag wünscht - das Handy verrät es: Ein kurzer Blick durch die integrierte Kamera verbindet Personen mit ihren Wünschen, Stimmungen und Aktivitäten. Ganz einfach durch Gesichtserkennung und unsichtbare Verknüpfungen zu sozialen Netzwerken, digitalen Wunschlisten und elektronischen Statusmeldungen. Eine fiktive Vision oder wissenschaftliche Möglichkeit?

Es ist Wissenschaft, da sind sich die Trendscouts Roman Weißhäupl und Bianca Stockreiter von TrendOne sicher. Beim Strategieforum des Bundesverbands Druck und Medien am 23. September in Mainz inszenierten sie diese Zukunft des Zusammenlebens. Doch was wollten die Trendscouts den rund 50 Druckern und Zeitschriftenverlegern im Publikum damit sagen?

Sie wollten ihren Blick erweitern, sie einmal weglotsen vom Printgeschäft der Gegenwart hin zu einer Zukunft, die sein könnte. Denn Indizien dafür, dass diese Vision Wirklichkeit werden kann, haben sie bereits zahlreich entdeckt. Sie nennen sie die fünf Schlüsseltrends und sind sicher: Kein Drucker und Verleger sollte sie verpassen, will er am Geschäft der Zukunft teilhaben. Zu den Trends gehören augmentierte Printprodukte, die elektronischen Reader, ins Printprodukt eingearbeitete Elektronik, Gedrucktes, das alle Sinne anspricht und hybride Produkte, in denen Zeitschrift und Smartphone verschmelzen. Trends für die Verlagsbranche sind diese Entwicklungen, weil sie Aufmerksamkeit für Bücher, Zeitschriften und Inhalte schaffen – gerade auch für traditionell Gedrucktes.  

Trends zur Vernetzung von Print und Elektronik setzen sich durch

Dabei ist nicht jedes Produkt, das diesen Trends folgt, auch wirtschaftlich nachhaltig und am Nutzer orientiert. Das geben die Trendforscher gern zu. Dennoch glauben sie, dass die Entwicklungen Zukunft haben. Digital Natives haben schließlich gelernt, wie crossmediale Informationen funktionieren. „Eine Eins zu Eins-Übertragung von Zeitschrifteninhalten in die mobile Welt ist ein Anfang. Aber da muss noch mehr kommen“, sagt Stockreiter. Doch dafür müsse sich etwas ändern. „Es geht darum, nicht mehr in Papier, Bild oder Online zu denken, sondern in Storys“, so Stockreiter. „Dafür müssen in den Unternehmen Leute nachkommen, die das Denken in alten Strukturen aufbrechen. Wir brauchen Generalisten.“

Dass die neuen technischen Möglichkeiten für etablierte Drucker und Verleger vielfältige Chancen bieten, meint auch Philipp Wolde von Realitymaker. Denn anders als kleine Start-up Unternehmen, hätten sie bereits einen festen Kundenstamm. „Der Vorteil, den Druckereien und Verlage haben, ist, dass ihre Telefonnummern in den Adressbüchern der Kunden stehen“, so Wolde. Diesen Vorteil gelte es zu nutzen.

Doch wie wird aus einem Printtitel ein interaktives Leseerlebnis? Ansätze hierzu gibt es bereits, etwa die iPhone App „Paperboy“ vom Schweizer Unternehmen Kooaba, der „iKyd Webkey“ vom Vogel Druck und Medienservice, die preisgekrönte Zeitschrift „Human Globaler Zufall“ von Axel Springer oder veredelte Papiere von Gräfe Druck. Ihnen allen gemein ist: Ihre Angebote schaffen Mehrwert. Sie gewinnen neue Leser durch exklusive Produkte, sie steigern die Reichweite von Anzeigen durch zusätzliche Medienkanäle und sie binden ihre Kunden durch Services und Erlebnisse, die sonst niemand bietet. Und sie zeigen: Neue Aufmerksamkeit für Verlagsinhalte ist mit Print plus Elektronik durchaus möglich.